Brauche ich eine Overlockmaschine?
Ich habe nun seit ein paar Wochen eine neue Overlockmaschine und schwebe im siebten Nähhimmel. Und da hier immer wieder Fragen kommen, ob eine Overlock Muss ist oder eine normale Nähmaschine für die meisten Schnitte genügt, erzähle ich euch heute ein bisschen mehr von meiner "Overlock-Odysee"...
Vielleicht denken einige von euch, dass ich schon Ewigkeiten nähe und natürlich auch schon seit Ewigkeiten eine Overlockmaschine besitze... aber dem ist nicht so. Mit dem Nähen habe ich 2012 angefangen. Und da ich es nicht so mit Fremdschnitten habe, habe ich mich gleichzeitig auf das Erstellen von Schnittmustern gestürzt. Im Prinzip bestand mein erster Nähkurs daraus, dass ich gleich einen eigenen Pullover mit Lieblingskapuze kreieren wollte (was die Nählehrerin überhaupt nicht lustig fand). Ich habe mich dann immer mehr den Schnittmustern gewidmet und versucht ganz viel dazu zulernen und zu verstehen... die Schnitte habe ich dann mit der alten Nähmaschine meiner Oma genäht, was mir anfangs völlig reichte. Ich fand es viel interessanter, die Schnitte zu verstehen. Es machte mir erstmal garnicht so viel aus, dass sie von Innen vielleicht nicht nach Kaufware aussahen.
Kurze Zeit später kaufte ich mir eine "Bernina", die auch einen Fake-Overlockstich hatte. Und mit diesem war ich tatsächlich erstmal zufrieden. Von heute aus betrachtet fast undenkbar, da er sooooo langsam ist. Aber ich hatte das Gefühl, mich erstmal nur auf die Schnitte konzentrieren zu müssen. Und auch zum Erstellen der E-Books dachte ich mir, wäre es besser mit der normalen Nähmaschine zu nähen, da die meisten von euch ja auch keine Overlock zuhause haben.
Mittlerweile sieht mein Nähpark so aus... Nähamschine, Coverlock und Overlock. Aber angefangen habe ich mit Omas Nähmaschine!
Hier meine kleine Nähecke, damals in Hamburg. Der ganze Stoff passte damals noch in das kleine Sideboard... heute unvorstellbar.
Ich bin so froh, dass ich mich mittlerweile auf unserem Spitzboden austoben kann!
So richtig los ging es dann 2014. Wir zogen um nach Lüneburg und ich bekam den ganzen Spitzboden und konnte mein Nähreich ausweiten! Das Erstellen der Schnitte und damit auch das Nähen wurden immer mehr. Es war klar, dass ich einfach professioneller und schneller nähen musste. Ich bin leider mit neuer Technik immer sofort überfordert und breche in Tränen aus, wenn etwas nicht auf Anhieb funktioniert (nicht nur, wenn ich schwanger bin). Und als ich mir dann meine erste Overlock gekauft habe, ein billige Singer (ca. 250 €), war es genauso. Es war super kompliziert zum Einfädeln und ich hatte jedes Mal Angst, dass irgendein Faden reißt und ich alles neu einfädeln muss. Was ich meistens erst nach drei oder vier Versuchen hinbekam.
Also habe ich mich kurze Zeit später vor Ort im Nähladen beraten lassen. Ein trutschiger Laden mit einer kleinen Auswahl an Overlockmaschinen. Ich wollte gerne lokal kaufen, damit ich Hilfe bekomme, wenn etwas nicht funktioniert. Doch die Auswahl war so klein, dass ich letzendlich eine Maschine genommen habe, von der ich garnicht so überzeugt war. Eine "Juki MO-50e". Das Einfädeln ging im Laden noch ganz gut und zuhause war ich schon wieder heillos überfordert. Eigentlich mache ich ja vieles gerne selbst und baue auch mal einen Bus aus, mit Bett und Miniküche und allem drum und dran. Aber dieses Einfädeln hat mich wahnsinnig gemacht. Ständig waren Teile im Weg und ich wusste nicht weiter mit dem Faden. Und dann stellte sich auch noch heraus, dass sie einen Fehler von Werk aus hatte und ich somit so schlecht die Fadenspannung einstellen konnte. Nachdem das repariert wurde - ich musste fast 10 Tage auf die Maschine warten - hatte ich allerdings genug. Ich wollte eine richtig Gute!
Ich entschied mich dazu, mich vom Nähpark beraten zu lassen. Ich wusste nur, dass es eine "Bernina" werden sollte, da ich mit der Nähmaschine und den Anleitungen (sehr wichtig!) bisher gut zurecht kam. Ich wurde super beraten und hatte kurze Zeit später die "Bernina L 460" hier stehen. Ohne Hilfe konnte ich sie Einfädeln - Jubel, Trubel, Heiterkeit - das war schonmal das erste Erfolgserlebnis! Und bis dahin wusste ich nicht, dass Overlockmaschinen auch leise nähen können. Endlich nicht mehr dieses super laute Gepolter.
Außerdem steht sie richtig fest auf dem Tisch. Kein Wackeln oder verrutschen, da sie fast doppelt so schwer ist, wie die Billigmaschinen. Was durchaus auf qualitative Verarbeitung und besseres verbautes Material schließen lässt.
Ich fädelte alle Fäden nach Anleitung und mit der "Farbvorgabe" ein, um mich endlich mal richtig in das Thema zu vertiefen und auch den Drei-Faden-Stich und Rollsaum und all diese Sachen zu verstehen. Doch dann das... der erste Faden (linke Nadel) setzte immer wieder aus.
Ich probierte und probierte, aber es passierte einfach immer wieder. Ich dachte, ich hätte sie vielleicht mit dem Softshell überfordert. Ich rief im Nähpark an und wir überlegten, ob es vielleicht helfen könnte, wenn ich besseres Garn verwende. Und tatsächlich, das half zuerst. Doch dann kamen die Aussetzer wieder. Mit meinem "Overlock-Glück" musste ich auch diese Maschine einschicken. Es musste etwas nachjustiert werden. Aber der Nähpark beeilte sich total und ich hatte die Maschine drei Tage später (!) schon wieder zurück. Genau davor hatte ich ja so eine Angst. Dass ich im Internet bestelle und wenn etwas ist, keinen Ansprechpartner habe, alles super kompliziert ist und es mit dem Einschicken ewig dauern würde. Aber diese Angst war zum Glück unbegründet.
Und nun? Das Softshell-Projekt konnte ich auf jeden Fall ohne Probleme fertig stellen! Sie näht und näht und näht und schneidet alles was ich will. Auch Softshell plus Jersey, plus Bündchen! Hier habe ich für unsere Große den Jolly Jumper ohne Bündchen und für die kleine Schwester gefüttert mit Bündchen genäht. In Rekordzeit! Der super schöne Softshell ist von Glückpunkt!
Das Beste: wenn doch etwas mit dem Faden ist, habe ich sie im Nu eingefädelt. Es ist so einfach, dass ich nicht verstehe, wie andere Hersteller einem so viel "Einfädel-Steine" in den Weg legen können.
Und sie ist schnell! Hier entsteht gerade eine Geschwister-Outfit nach dem anderen. Hier das Ballonkleid Milla passend zum Jolly Jumper als Strampler. Der coole Punkte-Sweat und der Ringeljersey sind übrigens von Stoff & Stil.
Wie konnte ich so lange mit einer guten Overlock-Maschine warten?! Ich verstehe es wirklich nicht... sobald man mehrmals in der Woche näht, sollte man sich eine Overlock holen! Und ganz ehrlich, wer technisch ein bisschen besser aufgestellt ist und mehr Geduld hat als ich, kann auch durchaus erstmal mit einer günstigen anfangen... (auch wenn sie mir fast die Lust am Nähen genommen hätte).
Hier ein Jolly Jumper aus gefilzter Wolle. Und damit er auch wirklich passt im Winter gleich in Gr. 68/74.
Ich habe noch nie soviel genäht... was auch daran liegen kann, dass ich gerade die komplette Gaderobe für unsere Kleine vorbereite. Aber was definitiv auch an der schnellen Maschine liegt!
Von Innen sehen die Sachen natürlich auch viel besser aus. Da die Overlock ja näht und gleichzeitig schneidet, also versäubert, ist alles so richtig schön schick auf links! Vielleicht überlegt ja der ein oder andere hier, sich eine Overlock zu holen? Und vielleicht konnte ich euch mit meiner konfusen "Overlock-Odyssee" ein wenig weiterhelfen?
Wir warten hier übrigens noch auf die Kleine... ich bestehe mittlerweile nur noch aus Bauch :D Wenn die Zuckerschnute dann endlich da ist, wird es hier bestimmt erstmal ein bisschen ruhiger. Denn dann muss erstmal ganz viel gekuschelt werden!!!
Lybste Grüße
Ronja